Nun waren wir in Siem Reap. Im Hotel richteten wir uns ein, man machte sich ein wenig frisch. Zum Ausruhen hatten wir nicht viel Zeit. Bald kommt unser Driver und dann geht es auf die erste Tour. Also ein klein wenig relaxen, Klima Anlage auf volle Pulle und den Kopf frei kriegen. Herrlich dieser Moment. Aber er war in den nächsten Augenblicken schon wieder vorbei. Der Driver wartete unten in der Hotel Lobby. Wir stiegen in seinen SUV und schon ging es los. Unser Ziel war der Tonle Sap, dazu später mehr.
Wir fuhren so langsam aus Siem Reap hinaus. Es gab eine Menge Verkehr, der sich irgendwie nach keiner gültigen Regel selbst regulierte. Dabei waren die Zweiräder klar im Vorteil. Die fuhren und schlängelten sich durch den Verkehr, so dass man es teilweise gar nicht mit ansehen konnte. Ich fragte den Driver, was denn die Höchstgeschwindigkeit wäre. Er antwortete mir, 30 km/h. So lief der Verkehr weiter in Zeitlupe an uns vorbei.
Mittlerweile sind wir schon ein paar Kilometer aus Siem Reap hinaus, vielleicht waren wir so eine halbe Stunde unterwegs.
Die Menschen in Kambodscha gehören zur ärmsten Weltbevölkerung überhaupt. Da konnte man auch an den Häusern erkennen. Vorbei ging es an viele Häuser die das Wort eigentlich gar nicht verdient hätten. Das dort Menschen wohnten konnte man sich kaum vorstellen. Diese Art von Wohnunterkünfte machte die Mehrzahl aus. Es gab auch Paläste vor denen die modernsten Autos standen. Diese Paläste waren wieder von einer Menge leidlichen Katen umgeben. Sicher alles Menschen die für die wenigen Reichen sich die Knochen wund schuftete. Hier war die Grenze zwischen arm und reich viel krasser als ich sie sonst irgendwo auf dieser Welt gesehen habe. Aber die Menschen hier waren trotzdem immer freundlich und bis auf ganz wenige Ausnahmen wurde man nicht angebettelt.
Die Kinder konnten einem leidtun, sind sie doch das schwächste Glied in der Kette. So werden viele Kinder zum Arbeiten angehalten. Das kann vom Verkauf von Waren an besonderen Locations sein bis hin zum Produzieren von Waren oder zum Arbeiten auf dem Feld. Fragt man sie, warum sie denn nicht in der Schule sind bekommt man zur Antwort, heute wäre kein Unterricht. Das zieht einen ganz schön runter.
In KL hatten wir uns einige Kilo Süßigkeiten besorgt um sie in Kambodscha an die Kinder zu verteilen. Ihr könnt euch gar nicht vorstellen wie sich diese kleinen Menschen über diese kleine Geste gefreut haben. Manchmal trieb mir das schon die eine oder andere Träne ins Gesicht.
Auf dem Weg zum Tonle Sap fuhren wir an Lotus Feldern vorbei. Die konnte ich doch nicht einfach links liegen lassen. Der Driver hielt an und wir konnten aussteigen. Die Kamera war schon schussbereit. Als wir ausstiegen wurde es kurz dunkel vor den Augen. Ein Hitzeschwall traf mich und ich fragte mich was war das? Die Temperatur betrug 42 Grad, natürlich Plus. Man hatte jegliches Gefühl für Annehmlichkeiten vergessen und bald gewöhnte man sich an die brütende Hitze. Auch hier hatte es wochenlang nicht geregnet. Die Luft war voller Staub und Abgase der vorbeifahrenden Fahrzeuge. Aber egal, ich wollte nun endlich auf das Lotus Feld. Über das Feld kam man auf einem uralten klapprigen Holzsteg auf die andere Seite. Und hier passierte es. Als ich einige Fotos von den Lotus Pflanzen machen wollte, gaben die Holzplanken unter meinen Füssen nach, es krachte ganz fürchterlich und dann brach ich ein. Geistesgegenwärtig hob ich die Kamerahand in die Höhe und bewahrte meine 6D vor einem Absturz. Das wäre ihr Aus gewesen. Dafür schlug ich mit meinem linken Knie direkt in die Bruchstelle. Ein stechender Schmerz durchzog mich. Als ich wieder auf die Füße kam, stellte ich fest, die Kamera war OK, nur das linke Knie wurde durch einen länglichen Bluterguss geschmückt, der ständig anschwoll. Ich hatte Angst das diese Stelle aufplatzte und das Blut aus meinem Knie schoss. Aber mit etwas kühlem Wasser konnte ich schlimmeres verhindern. Als mir jemand zu Hilfe kam, ein Asiat das perfekte Deutsch sprach, hatte ich mich schon wieder fast komplett aufgerappelt, um im nächsten Moment feststellen zu müssen, es war doch nicht alles OK. Der Man der mir helfen wollte meinte, dass mir das Blut am Bein hinablief. Hm, es tat aber nichts weh. Noch nicht. Ich sah dann, dass ich mir die linke Wade an den herausstehenden Holzsplittern aufgerissen hatte. Mein Wasser war fast alle, aber für die gröbsten Stellen reichte es. Nun hieß es nur keine Blutvergiftung zu bekommen und die Fliegen fernhalten, die mein Bein als Nahrungsquelle wahrgenommen hatten. Das gelang mir mit zunehmender Zeit immer besser. Gut das ich zwei Taschentücher eingesteckt hatte, so konnte ich mit zwei Händen wedeln.
Irgendwie sind mir dann die Einzelheiten des Lotus Feldes gar nicht zu Recht bewusst geworden. Das ging an mir vorbei wie ein Film, der auch mal zu Ende sein musste. Ein paar Bilder hatte ich aber gemacht. Auch die Schmerze ließen immer mehr nach. So war ich doch sehr zufrieden mit der Situation, aus der Sache heil herausgekommen zu sein. Am meisten freute es mich, dass der Kamera nichts passiert war Hatte ich doch in diesem Jahr nur eine Kamera dabei. Nach einer halben Stunde stiegen wir wieder ein, nachdem wir noch ein paar Kinder glücklich gemacht hatten mit den Süßigkeiten aus KL. Die Klimaanlage im SUV lief auf Hochtouren, nun ging es mir auch wieder besser. Wir waren auf dem Weg zum Tonle Sap.















