Ein Ort des Grauens. Ein Ort der Fantasie. Beelitz Heilstätten. Schon viel wurde über diese Stätte geschrieben und fotografiert. Aber all das kann die eigenen Erlebnisse nicht ersetzen. Oft vertrete ich die Meinung, man muss es gesehen haben. Aber nie war der Eindruck so stark wie hier in den Heilstätten Beelitz. Was ich hier zu sehen bekam löste alle meine bisherigen Eindrücke über diese Location auf. Um die Jahrhundertwende errichtet, diente es damals dem deutschen Gesundheitswesen zur Verhinderung einer Tuberkulose Epidemie. Als schon Tausende deutsche Arbeiter dieser Krankheit verfallen waren, hatte man sich 1898 zum Bau entschlossen. Es sollten 60 Gebäude auf einer Fläche von 200 ha entstehen.

Zum ersten Weltkrieg weilten in diesen Stätten über Zehntausender deutscher Frontsoldaten unter denen sich auch vom 9.10.- 4.12.1916 der Gefreite Adolf Hitler sich befand (lt. Quelle: Wikipedia)

Im Krieg wurde die Anlage stark beschädigt und nach dem Sieg der Roten Armee, wurde Beelitz das größte Militärhospital außerhalb der Sowjetunion. Dieses existierte bis 1994. 1990 wurde auch Erich Honecker in dort behandelt, bevor er sich nach Moskau absetzte.

Seit dem Abzug der Russen stehen große Teile der Gebäude leer und sind dem Verfall preisgegeben. Einige Gebäude wurden saniert. Der größte Teil aber wartet auf eine Verwendung oder dem sicheren Tod.

Nun muss ich gestehen, dass ich mich vor diesem Fotoshooting nicht so sehr mit der Location beschäftigt habe. Das war mein erster Fehler. Den zweiten beging ich, als dann das Fotoshooting losging. Dazu aber später.

Das Fotoshooting Heilstätten Beelitz, Männersanatorium wurde vom Veranstalter go2know organisiert und durchgeführt. Für 40 Euro war man mit von der Partie. Die Jungs von go2know hatten alles hervorragend vorbereitet. Es gab sogar detaillierte Grundrisse, die für reibungslose Navigation sorgen sollten. Und genau hier beging ich den zweiten und schwersten Fehler. Ich sah mir die Grundrisse zwar an, aber das navigieren überließ ich meiner Neugier.

Am Fotoshooting nahmen ca. 15 interessierte Fotografen teil. Man trennte sich in drei Gruppen, schließlich gab es auch drei Gebäude, so sollte man sich nicht in die Quere kommen. Das funktionierte auch wunderbar. Nur zerfiel unsere Gruppe recht schnell, so war ich nach einer Stunde nur noch alleine unterwegs. Wie gesagt, ich ließ mich nur noch vom Gefühl leiten, um die Stimmungen des Gebäudes einzufangen. Nun muss das nicht unbedingt ein Fehler sein, im Nachhinein, beim Bearbeiten der Fotos habe ich festgestellt, dass keine Zuordnung zu den im Grundriss benannten Räumen mehr möglich ist. Das ist schade, darum nenne ich diese Situation meinen größten Fehler des Tages. Diese Foto Tour werde ich sicher noch einmal buchen, dann aber gehe ich anders an das Fotografieren heran.

Nachdem ich nun so mutterseelenallein in dem großen Objekt unterwegs war, hatte man auch wunderbar Zeit zu sinnieren. Ich versuchte mir vorzustellen was in der einen oder anderen Abteilung geschah. Sicher gab es hier viele Schicksale zu beklagen, die mit dem Tod endeten. Ob damals als Lungenheilstätte oder später im vom Russen besetzten Teil.

Architektonisch begeisterten mich die Gebäude. Das Fachwerk und die vielen Verzierungen, ob in den Säulen oder Decken oder in den schmiede eisernen Treppengeländern ließen viel Platz für Fantasie.

Wenn man nun ganz alleine in dem Objekt unterwegs ist, entwickelt sich eine ganz spezielle Aura. In den Zimmern blättert die Farbe von der Wand, dadurch bekommen so einige Zimmer etwas Unheimliches. Das Licht verstärkt dann noch den Eindruck. In den dunklen Kellerräumen hielt ich mich dann auch nicht allzu lange auf. Interessant waren die Dachböden. Dort gab es dann auch

einige Fundstücke zu bewundern. So bekam man Schuhe, Ballettschuhe, Flaschen und alte Möbelstücke zu sehen. Wie kamen diese Dinge hier her. Wem gehörten sie. Lebten die Personen noch? An was starben sie? Starben sie eines natürlichen Todes? Viele Fragen schossen durch den Kopf. Schließlich waren die Russen ja nicht zimperlich mit ihren Leuten. Je länger man durch die Gebäude schlich, um so russischer wurde das Ambiente. Auch die Farbgebung der Wände und Decken war hier von den Russen bestimmt. Diese Farbgebung findet man auch in Kasernen und Bunker der GUS- Streitkräfte.

Gut das sie so den Fußboden nicht “umgestalteten”, denn dann wären diese wunderbaren Fliesen nicht mehr zu bewundern gewesen. Später auf einem Dachboden konnte man an den Stempeln der Dachsteine die Firma feststellen die diese Steine lieferten. Nach dem Googlen konnte man sich auch darüber einige Informationen verschaffen.

Für mich war das eine der interessantesten aber zugleich auch anstrengendsten Fototouren die ich bisher gemacht habe. Die Fantasie hat hier keine Grenzen. Man merkt aber die langen Wege in den Beinen. Die Zeit vergeht wie im Fluge. Wer diese Tour macht sollte sich keine Sonntagskleidung anziehen, man wird mit der Zeit recht schmuddelig. Ein Blitzlicht würde ich nicht empfehlen, damit macht man die Lichtstimmung kaputt. Unbedingt dabei haben sollte man ein Stativ und einen Fernauslöser. Ein Weitwinkel in meinem Fall war es das 10-20mm von Sigma und ein kleines Tele, hier hatte ich das Canon 28-135mm im Einsatz, sollten reichen.

Taschenlampe und Ersatz Akkus sollte in jedem Fall mit dabei sein. Ich kann diese Foto Tour mit bestem Gewissen weiterempfehlen und wie gesagt, wegen den o.g. Fehlern, werde ich diese Tour noch einmal machen.

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